30 Jahre „fluchtpunkt“ – Kirchliche Hilfsstelle für Flüchtlinge feiert Jubiläum
„Den Schutz der Verfassung überlassen wir nicht dem Verfassungsschutz.“
Diesem Leitsatz entsprechend kämpfen Anne Harms und ihr Team von „fluchtpunkt“, der Kirchlichen Hilfsstelle für Flüchtlinge, seit 30 Jahren für die Rechte und den Schutz von Geflüchteten in Hamburg.
1994 gründete die damalige Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche die Hilfsstelle als Reaktion auf die Einschränkung des Grundrechts auf Asyl.
Jetzt feierte „fluchtpunkt“ in der St. Pauli Kirche in Hamburg-Altona sein 30-jähriges Bestehen nach. Im vergangenen Jahr hatte das Team aus Jurist*innen, Sozialpädagog*innen und Psycholog*innen so viel zu tun, dass es die Feier auf dieses Frühjahr verschieben musste.
„Das Asylrecht wird ständig verschärf“, sagte „fluchtpunkt“-Leiterin und Mitgründerin Anne Harms. „Gesetze, die die Verfahren beschleunigen sollten, haben nur die Qualität der Prüfung verringert. Die Verfahren werden komplizierter und weniger fair. fluchtpunkt widersetzt sich dieser Politik. Seit 30 Jahren unterstützen wir den Rechtsstaat und das werden wir auch weiterhin tun.“
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, hob bei der Jubiläumsfeier die Bedeutung von „fluchtpunkt“ hervor:
„80 Jahre nach Kriegsende, 30 Jahre nach Gründung von fluchtpunkt, zwei Tage nach dieser Bundestagswahl, in der erschreckend viele Menschen gegen eine offene, mitmenschliche und barmherzige Gesellschaft gestimmt haben, dürfen wir nicht müde werden, die Würde und die Freiheits- und Schutzrechte aller Menschen zu betonen und zu verteidigen“, sagte Kirsten Fehrs. „Deshalb ist und bleibt die Arbeit von fluchtpunkt so ungeheuer wichtig.“
Maren von der Heyde, ehemalige Diakoniepastorin und Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein, arbeitete von 2009 bis zu ihrer Pensionierung 2024 eng mit „fluchtpunkt“ zusammen.
„Wir sind stolz darauf, dass es euch Dank harter Arbeit immer wieder gelingt, Rechtsgeschichte zu schreiben“, sagte Maren von der Heyde. „Ihr habt Kompromisse vorbereitet und Wege aufgezeigt, als nichts mehr zu gehen schien, weil ihr eure Expertise eingebracht habt. Ihr seid das Rückgrat so vieler Entscheidungen. Die Flüchtlingsbeauftragten und die vielen Fachstellen bis hin zur Beauftragten bei der Bundesregierung verlassen sich in schwierigen Fragen gerne auf eure Beratung.“
Seit der Gründung hat „fluchtpunkt“ fast 12.000 Geflüchtete kostenlos beraten oder gegenüber Behörden und vor Gericht vertreten. Die Erfolgsquote dieser Verfahren bewegt sich zwischen 80 und 90 Prozent.
Träger der Einrichtung ist der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein mit der langjährigen Unterstützung des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein.
Die Grundfinanzierung für „fluchtpunkt“ leisten die Nordkirche und die beiden Hamburger Kirchenkreise. Ein Großteil wird außerdem mit Spendengeldern finanziert.
Foto: Inga Koch