„Weniger online sein und mehr Zeit für die Familie“ – Maren von der Heyde geht in den Ruhestand
Maren von der Heyde ist seit 2009 Theologische Leiterin des Diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein, seit 2010 zusätzlich Leiterin des Bereichs Bildung im Kirchenkreis und für viele ihrer Mitarbeitenden außerdem Vertrauensperson und Seelsorgerin. Nach 15 Jahren im Kirchenkreis tritt sie nun Ende November in den Ruhestand.
Wenn sich Mitarbeitende von ihr verabschieden, fließen nicht selten Tränen: „Während meiner Trennung warst Du für mich da, ich konnte mich bei Dir ausheulen“, sagt ein Mitarbeiter. „Als mein Mann gestorben ist, hast Du mir zugehört und mir Kraft gegeben“, erinnert sich eine Kollegin. „Die Frage ,Wie geht es Dir?‘ war bei Dir nie eine Floskel, sondern kam immer von Herzen“, sagt eine andere.
Vorgesetzte und gleichzeitig Seelsorgerin zu sein, war für Maren von der Heyde nie ein Widerspruch: „Ich verstehe es als Teil meiner Aufgabe, für die Mitarbeitenden mit ihren Sorgen und Nöten da zu sein“, sagt die 65-Jährige.
Aus dem Wunsch heraus, diejenigen zu unterstützen, die anderen Menschen helfen, und in der Gesellschaft etwas zu verändern, entschied sie sich ursprünglich auch für das Theologie-Studium. Ein Jahr davon verbrachte sie in Jerusalem, um das Judentum besser zu verstehen. Nach ihrer Ordination war Maren von der Heyde acht Jahre lang als Gemeindepastorin im Kirchenkreis Rendsburg tätig. Anschließend führte sie ihre langjährige Arbeit als Theologische Referentin unter anderem für Asien und den Mittleren Osten im Evangelischen Missionswerk in Deutschland e.V. auf zahlreiche Auslandsreisen, zum Beispiel nach China. „Ich durfte viel von der Welt sehen“, sagt die gebürtige Hamburgerin. „Das war eine sehr interessante und wichtige Zeit für mich.“
Als Leiterin des Diakonischen Werkes Pinneberg übernahm Maren von der Heyde 2007 die Aufgabe, das neue Diakonische Werk (DW) im Fusionsprozess zum Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein mitaufzubauen. „Unser Ziel war es, möglichst viel Selbstbestimmung für das DW und Gestaltungsspielraum für die Einrichtungsleitungen zu erreichen“, sagt die Theologin. „Denn das braucht es, um unsere Arbeit angemessen schnell und gleichzeitig gut machen zu können.“
Für Maren von der Heyde ist es eine besondere Freude zu sehen, wenn ihre Mitarbeitenden sichtbar Spaß an ihrer Arbeit haben: „Sie sind Kirche, wenn sie ihre Arbeit tun: Raum und Schutz geben, beraten, zuhören, fördern und sehr lebenspraktische Hilfen geben. All das ist richtig, wichtig und nötig. Das ist gelebter Glaube.“ Und auf die Frage, was ihr besonders in Erinnerung bleiben wird, sagt die Diakonie-Pastorin: „Ich werde mich sehr gerne an viele, viele tolle und hochmotivierte Kolleg*innen und ihre Arbeit erinnern.“
Den Rahmen dafür zu schaffen, dass Menschen bestmöglich und gerne arbeiten – das betrachtet Maren von der Heyde als ihre Aufgabe. Aber auch, diese zu fördern und zu fordern, damit sie sich weiterentwickeln und über sich hinauswachsen. So hat sie eine Mitarbeiterin beispielsweise dazu ermutigt, im Alter von über 50 Jahren berufsbegleitend ein Master-Studium zu absolvieren. Eine andere Kollegin schlug sie als Einrichtungsleitung vor, als diese selbst noch gar nicht auf die Idee gekommen war. „Du hast gesagt, dass ich das kann. Ich soll einfach machen!“, erinnert sich die Kollegin. „Und dann habe ich es einfach gemacht.“
„Maren hat ein sehr gutes Gespür dafür, wer für welche Stelle geeignet ist“, sagt auch Andrea Makies, Kaufmännische Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes. „Sie ist in der Lage, Menschen auf besondere Weise zu würdigen, aber auch zu spiegeln, wenn etwas nicht zusammenpasst.“
Nach Jahrzehnten im Dienst der Kirche möchte Maren von der Heyde sich jetzt im Ruhestand vor allem ihrer Familie widmen. „Ich möchte in die Fußstapfen meines Vaters treten, der sich sehr um seine Enkelkinder gekümmert und eine wichtige Rolle in ihrem Leben gespielt hat“, so die Pastorin. „Ich freue mich auf die Zeit, wenn ich nicht mehr dauernd online sein muss. Vielleicht lerne ich noch eine Sprache oder längst vergessene Fähigkeiten wieder neu, wer weiß? In jedem Fall werde ich wieder regelmäßiger kochen müssen und viele Bücher noch einmal lesen.“
Foto: Inga Koch