40 Jahre Lukas Suchthilfezentrum im Hamburger Westen

Die schwarze Null schadet dem Hilfesystem

„Haushaltsetats lassen sich deckeln, die sozialen Probleme nicht.“ Frank Craemer, der Leiter des Lukas Suchthilfezentrums Hamburg-West, sorgt sich.

Seit 2010 drückten Hamburgs Politiker auf die sogenannte Schuldenbremse.

Der Haushalt soll konsolidiert werden, Hamburg soll keine neuen Schulden machen, Stichwort „schwarze Null“. In der Folge werde in Hamburg bereits seit acht Jahren am Suchthilfesystem gespart, und damit am falschen Ende, kritisiert Barbara Grünberg, bei Lukas zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. „Wir müssten eigentlich darüber diskutieren, wie wir die Herausforderungen meistern können. Die Finanzierung muss zumindest die Kostensteigerungen auffangen, damit kein Personal abgebaut werden muss“.

Hinter jeder Zahl verbirgt sich ein Schicksal

In unserer Gesellschaft ist Suchtverhalten angelegt:, das „haben wollen“ und das „mehr davon“ sind Antriebskräfte. Auf die Gefahren, die darin für den Einzelnen liegen, müssten die Menschen aufmerksam gemacht werden, meinen die Suchtberater. Mehr Suchtberatung wäre nötig. „Wenn wir mehr statt weniger Suchtmittelabhängige beraten und behandeln, würden wir der Gesellschaft hohe Folgekosten ersparen. Denn durch unbehandelte Suchtkranke entstehen hohe Krankheitskosten, Arbeitsausfälle und Kriminalität. Und das wird natürlich richtig teuer“, erklärt Frank Craemer.

Auch sparen zu wollen, kann süchtig machen

In der Suchthilfeeinrichtung Lukas denken die Fachleute langfristig. Sucht im Alter werde ein Thema, Glückspiel und Internetsucht seien ebenfalls im Kommen. Die Fachleute haben Konzepte in der Schublade. Zusätzliche Stellen wären nötig, aber statt zu wachsen, hat Lukas bereits eineinhalb Stellen abgebaut. Ein Suchtberater kümmert sich um 120 Menschen. Wenn eine Stelle wegfällt, entstehen Versorgungslücken. „Wir haben Wartelisten. Das ist fachlich schwer zu vertreten, aber nicht anders machbar,“ erklärt Frank Craemer. Die Gefahr, dass die labilen Suchtkranken abspringen und die Therapie beenden, sei groß.

Seit Jahren verschlechtert der selbst auferlegte Sparzwang die Betreuung der Suchtkranken, auch im Hamburger Westen. Die vielen Statistiken, die von der Einrichtung erhoben werden müssen, weisen auf den enormen Hilfebedarf hin. Die Zahlen werden weiter erhoben. Aber sie führen nicht mehr zu der Einsicht, dass Hilfe ausgebaut werden muss. Unter diesen Umständen ist es schon ein Grund zu feiern, dass Lukas weiter engagiert für seine Klienten streitet.

 

 

Stefan Moes     Schreibtischler      moes@hamburg.de

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