Hilfe für Täter ist Opferschutz
„Männer weinen heimlich“, singt Herbert Grönemeyer, „außen hart und innen ganz weich, sind als Kind schon auf Mann geeicht.“ Der Schlager bringt eine ernste Botschaft auf den Punkt: Das Männerbild hat sich seit Jahrhunderten im Kern nicht verändert. Für viele Männer gehört Gewalt zum Repertoire.
In Norderstedt gibt deshalb jetzt Männersache. Hier beraten Männer Männer (und männliche Jugendliche) in allgemeinen Lebensberatung und bei Problemen mit gewalttätigem Konfliktverhalten. Die meisten gewalttätigen Männer kommen zur Beratung, weil sie immer wieder ihre Partnerin bedrohen und verprügeln. In der Regel ist ihr Selbstwertgefühl gestört. Mit Angst und Hilflosigkeit werden sie nicht fertig, stattdessen werden sie wütend und schlagen förmlich um sich. „Gewalttäter, vor allem solche, die sexualisierte Gewalt ausüben, werden ausgegrenzt, statt dass sie die notwendige Hilfe angeboten bekommen“, erklärt Thomas Karrasch. Der Psychologe leitet die Beratungsstelle. „Unter der Ächtung leiden vor allem diejenigen, die ihre Taten bereuen und ihr Verhalten ändern wollen.“
Es reiche nicht, den Opfern von Gewalt Hilfe anzubieten. „Wir müssen die Männer so früh wie möglich, also schon als Jugendliche, erreichen, auch um Frauen und Kinder nachhaltig zu schützen.“ Seit 15 Jahren therapiert Thomas Karrasch gewaltbereite Männer und ist Gutachter für Familiengerichte. Eine fachliche Beratung für Gewalttäter rechne sich auch gesamtgesellschaftlich: Weniger Ausgaben beispielsweise für Krankenhäuser, (Opfer-) Therapien, Polizei, Gerichte und Haftstrafen. (sm)
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