Dem Wahlrecht auf der Spur
Wohnungslose aus dem Kreis Pinneberg wollten es wissen: Dürfen sie am 24. September ihre Stimme bei der Bundestagswahl abgeben? Sie machten sich auf den Weg nach Berlin, um sich im Parlament zu informieren.
Pinneberg/Berlin. Eine Führung durch den Plenarsaal, einen Vortrag über die Arbeit des Parlaments und ein Informationsgespräch mit der schleswig-holsteinischen Landesvertretung: das war das Programn der fünf Wohnungslosen. Peter Diekmann und Karen Schueler-Albrecht von der Sozialen Wohnraumhilfe Pinneberg hatten zu der Reise im Wahljahr 2017 eingeladen, einem Projekt der politischen Bildung: „Wir ermuntern Menschen in einer schwierigen Lebenssituation mitzuerleben, wie demokratische Strukturen in der Gesellschaft funktionieren“, sagt Diplom-Sozialpädagoge Diekmann. Die Teilnehmer aus Uetersen, Schenefeld, Pinneberg und Elmshorn sind Klienten der Beratungsstelle für Wohnungslosenhilfe. Sie stehen vor einer Räumungsklage oder leben im Obdach oder haben gerade eine neue Wohnung bezogen.
Gemeinsam hatten sie zuvor im Rahmen des Projektes eine Kreistagssitzung in Pinneberg besucht, einen Kreisausschuss Soziales in Elmshorn, eine Ratssitzung in Pinneberg und den Landtag in Kiel. Diekmann: „Die Informationsfahrten motivieren Menschen, sich über wichtige Diskussionen zu gesellschaftlichen Belange zu informieren und selbst wieder am Alltag teilzunehmen.“ Diese Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ist für den Träger, das Diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein, ein wichtiges Ziel der Arbeit. Denn wohnungslose Männer und Frauen können an demokratischen Wahlen teilnehmen. Berater Diekmann: „Wir ermöglichen Wohnungslosen im Kreis Pinneberg konkrete Teilnahme an Sitzungen der Abgeordneten weisen auf parlamentarische Strukturen hin.“
Um an der Bundestagswahl teilzunehmen, müssen Bürger ohne festen Wohnsitz spätestens 21 Tage vor der Wahl einen Antrag auf Eintragung in das Wählerverzeichnis erteilen. Die Beratungsstelle für Wohnungslosenhilfe unterstützt sie für den Kreis Pinneberg. Thomas Krause wurde in diesem Jahr in das Wählerverzeichnis eingetragen, hat an der Landtagswahl in Schleswig-Holstein schon teilgenommen und freut sich über diesen Schritt: „Nach zehn Jahren war ich das erste Mal wieder an der Urne.“ Auch bei der zweitägigen Reise nach Berlin zum Bundestag einschließlich einer Stadtrundfahrt, einer Fahrt auf der Spree und dem Besuch des Denkmals für ermordete Juden in Europa, gilt: Die Menschen erhielten neue Anregungen für ihr Leben und neues Selbstbewusstsein. Berater Diekmann sagt: „Das ist ein Schritt zur Inklusion wohnungssuchender Menschen.“
Konkret wird es auch am 24. September zur Bundestagswahl: „Die Teilnehmer sind informiert über rechtliche und staatliche Systeme, die unseren Alltag prägen, und werden ihr Wahlrecht für den neuen Bundestag 2017 ausüben.“
Kontakt:
Diakonisches Werk Hamburg-West/Südholstein
Soziale Wohnraumhilfe und Beratungsstelle für Wohnungslose
Peter Diekmann, Dipl.-Sozialpädagoge
Tel. 04103 – 8 52 80 15
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